Gute Fotos von Autos zu schießen ist gar nicht so leicht. Oft wirken sie langweilig und unspektakulär, gleichzeitig wollen wir genau das Gegenteil. Ob für eine Verkaufsannonce oder als großen Abzug für die Wand – wer es schafft, sein Auto richtig in Szene zu setzen, kann sich mit dem Resultat sehen lassen. Bei der Autofotografie gibt es viele Faktoren zu beachten, die am Ende den Erfolg ausmachen. Hier kommen die wichtigsten 7 Tipps:
#1 Gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Wer sich hinterher nicht ärgern will sollte genügend Zeit für die Vorbereitung einplanen. Schon kleine Flecken oder Kratzer stören schnell das Gesamtbild des Fahrzeugs und lassen sich leicht vermeiden. Am besten informiert man sich bei seinem Autohändler, wie sich Kratzer einfach entfernen lassen und kann dort gleich den richtigen Farbstift bestellen. Bei Flecken ist es noch einfacher, hier reicht in der Regel Lappen und ein Reinigungsspray.
Ist das Auto jetzt von außen sauber, sollte der Innenraum genauso gepflegt werden. Ein Besuch in der nächsten Waschstraße hilft hier nicht nur außen dem Lack, sondern oftmals gibt es auch Reinigungsstationen mit großen Staubsaugern und Druckluft für den Innenraum. Dann noch ein Feuchttuch für die Armaturen und schon glänzt auch der Fahrerbereich und ist bereit für tolle Detailaufnahmen.
#2 Die Perspektive macht bei der Autofotografie die Stimmung
Wie auch bei der People-Fotografie ist es auch bei der Autofotografie entscheidend, welche Position die Kamera hat. Es lohnt sich also, nicht nur von einem Fleck zu fotografieren, sondern ruhig mal um das Auto rumzugehen, sich runterzubeugen oder nach oben zu strecken. Dabei ist wie Wirkung stets unterschiedlich: Bilder aus einer niedrigen Perspektive lassen das Fahrzeug größer und mächtiger erscheinen und bieten sich gerade bei SUVs und Jeeps an. Wer dagegen aus der normalen Standhöhe fotografiert bietet dem Betrachter eine Perspektive, die er jeden Tag aufs Neue sieht und deshalb nicht außergewöhnlich finden wird. Trotzdem kann es manchmal sinnvoll sein, sein Auto so zu fotografieren, um eine Wiedererkennbarkeit zu erreichen – beispielsweise in der Werbefotografie. Hier nützt es ja nichts, tolle Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven zu machen und hinterher erkennt niemand das Fahrzeug wieder.
Wer es richtig kreativ und außergewöhnlich haben möchte, sollte seine Kamera so hoch wie möglich bringen. Das geht beispielsweise von einem Balkon, einer hohen Leiter oder mit einer Drohne. Solche Aufnahmen sorgen für große Aufmerksamkeit, eben weil sie nicht alltäglich sind und den Blick des Betrachters so eher fesseln.
Wer sein Auto fotografiert sollte grundsätzlich jede Perspektive einmal ausprobieren, denn jedes Fahrzeug sieht anders aus und man entdeckt immer neue Highlights. Vor allem aber sollte man einmal um das Auto herumgehen und die verschiedenen Seiten in Augenschein nehmen. Wer nur von vorne oder nur von der Seite sein Auto fotografiert, verpasst viele tolle Motive.
#3 Verschiedene Hintergründe sorgen für unterschiedliche Effekte
Bei der Autofotografie kommt es nicht nur auf das Fahrzeug selbst an. Vielmehr ist der Kontext, in dem das Auto steht, entscheidend für die Wirkung des Bildes. Soll es eher wild und rau wirken? Oder doch lieber schick und luxuriös? Natürlich kann der Fokus auch auf der Geschwindigkeit liegen oder der technischen Ausstattung.
Hier einmal die verschiedenen Motivvarianten für alle Autofotografen:
In der Natur: Ob im Wald, in der Wüste, auf einem Berg oder vor dem weiten Ozean – wer sein Auto in der Natur fotografiert weckt in dem Betrachter ein Freiheitsgefühl und die Lust, einfach mal rauszukommen. Ganz allein mit seinem Auto in der Natur zu sein hat auch etwas Wildes, das gerade bei SUVs gut rüberkommt.
Vor imposanten Gebäuden: Wer dagegen ein stilvolles Bild seines Fahrzeugs machen will, sollte das Foto in der Stadt schießen. Verspiegelte Gebäudefronten eignen sich hier ebenso gut wie historische Gebäude – je nachdem, welchen Effekt man erzielen möchte.
Beim Fahren: Soll die reine Kraft des Fahrzeugs und dessen Geschwindigkeit im Mittelpunkt stehen geht nichts über ein Bild, das das Auto beim Fahren zeigt. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Fotolocation allein weckt schon das Gefühl großer Geschwindigkeiten, beispielsweise die Autobahn oder eine Rennstrecke. Oder aber man nutzt die Technik der Bewegungsunschärfe und lässt alles außer dem Auto verschwimmen.
Nachts: Wenn es dunkel wird, erstrahlen Autos in ganz neuem Licht. Besonders die Scheinwerfer und Lichter-Spiegelungen auf dem Lack kommen dann besonders gut zur Geltung. Auch Langzeitbelichtungen bieten sich nachts wunderbar an und unterstreichen die Geschwindigkeit des Fahrzeugs.
Details: Bei der Autofotografie muss nicht immer alles gezeigt werden, manchmal sind gerade kleine Details besonders spannend. Hier ist der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Armaturenbretter, Schaltknüppel, Scheinwerfer und Herstellerlogos bieten sich genauso an wie Scheinwerfer, Motorbereiche oder der Kühlergrill.
#4 Mitzieher – Autos fotografieren mit Bewegungsunschärfe
Autos stehen vor allem für eine Sache: Geschwindigkeit. Dabei ist es gar nicht so einfach, sie auf Fotos darzustellen. Am einfachsten ist es, wie oben beschrieben, durch die richtige Kulisse. Fotos auf der Rennbahn erzeugen gleich den Speed, den man zeigen möchte, ohne weitere Fototechniken anzuwenden. Schwieriger wird es dagegen bei der Bewegungsunschärfe. Bei sogenannten Mitziehern wird nur das Fahrzeug scharf dargestellt, während alles drumherum verwischt. So erreicht man einen tollen Bewegungseffekt. Wie das geht? Hier eine kleine Anleitung:
- Mitzieher funktionieren vor allem von der Seite sehr gut, da sich hier die Proportionen des Autos langsamer ändern, als wenn es auf einen zufährt.
- Die Belichtungszeit muss etwas länger sein, als wenn man komplett scharfe Aufnahmen haben will und richtet sich nach der Schnelligkeit des Fahrzeugs. Ein guter Startwert ist eine Verschlusszeit von 1/3, von der aus man sich dann an die richtige Zeit herantastet. Ein Fahrrad fotografiert man eher mit einer 1 Sekunde, sehr schnelle Autos dagegen mit 1/5 Sek. Verschlusszeit oder kürzer. Bei wem das Bild dann trotz niedrigstem ISO und einer hohen Blendenzahl zu hell ist, der sollte einen Graufilter einsetzen, um die richtige Helligkeit zu bekommen.
- Beim Mitzieher verfolgt man das vorbeifahrende Auto mit der Kamera und drückt dann aus der Bewegung ab. Es wird also ein Schwenk von links nach rechts oder rechts nach links vollzogen, je nach Fahrtrichtung, während der Fotograf selbst gleichzeitig stehen bleibt.
- Und jetzt heißt es fotografieren, knipsen, schießen. Das perfekte Foto zu bekommen ist eine Mischung aus guter Technik und Glück, von daher braucht es manchmal viele Versuche. Am besten eignet sich daher eine Rennstrecke, auf der das gleiche Auto immer wieder vorbeikommt. Oder aber man stellt sich an eine Straße und nimmt einfach jedes Fahrzeug auf, was vorbeikommt und trainiert daran.
Tipp: Mitzieher funktionieren im Stehen besonders gut. Wer aber noch eine Schippe drauflegen möchte, kann sie auch im Fahren machen, beispielsweise aus dem Seitenfenster oder der Heckscheibe des eigenen Autos. Hier braucht es jedoch eine sehr ruhige Hand, oder man befestigt die Kamera irgendwie am Fahrzeug und hofft darauf, dass sie sich nicht durch Huggel oder Schlaglöcher bewegt. Dann muss das zu fotografierende Auto noch den gleichen Abstand zum eigenen Fahrzeug einhalten, damit es auch scharf wird – und schon habt ihr den Mitzieher im Kasten.
#5 Oft vergessen bei der Autofotografie: Die Details
Es muss nicht immer das ganze Fahrzeug sein. Oftmals sind auch kleine Details lohnend und bieten Stoff für tolle Fotos. Wer hier Erfahrung in der Makrofotografie hat, ist definitiv im Vorteil, denn dann wird es besonders spannend. Wenn der Betrachter nicht auf den ersten Blick erkennt, um welches Autoteil es sich handelt, schaut er genauer hin und wird sich mehr für das Foto interessieren. Hierfür braucht man jedoch ein Makroobjektiv oder spezielle Nahlinsen, die einen ähnlichen Effekt haben. Da man hier jedes Staubkorn sehen kann, ist das Putzen vorab besonders wichtig.
Hier einmal ein paar Ideen für Detailaufnahmen bei der Autofotografie:
Schaltknüppel | Firmenlogos | Motorbestandteile |
Scheinwerfer | Kühlergrill | Armaturenbrett |
Felgen | Knöpfe und Schalter | Bremsklötze |
#6 Langzeitbelichtungen – mit den Scheinwerfern „malen“
So komisch es klingt: Bei der Autofotografie muss nicht immer das Auto im Mittelpunkt stehen. Ein gutes Beispiel hierfür sind Langzeitbelichtungen. Diese Technik nennt man auch „mit Licht malen“, weil die Lichtpunkte wie ein Pinsel durch das Bild flitzen. Das wichtigste hierbei: Es sollte möglichst dunkel sein, damit die Scheinwerfer auch ihre typischen Formen malen können. Für den Anfang bieten sich am besten Autobahnbrücken an, da man hier eine gute Position von oben hat und viele Fahrzeuge unterwegs sind. Auch ist ein Stativ Pflicht, da sonst die Bilder verwackeln. Jetzt noch die Verschlusszeit möglichst hoch einstellen. Wer im Bereich von 5 Sekunden bleibt, wird abgebrochene Linien bekommen – bei 20 Sekunden oder mehr geht die Linie des Scheinwerfers meist schon durch das ganze Bild. Ausprobieren und sich Zeit nehmen hilft hier, die richtige Verschlusszeit zu finden.
#7 Spiegelungen – Feind oder Freund bei der Autofotografie?
So schön der Lack auch glänzt – er hat eine entscheidende Schwäche: Die Spiegelung. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass sich Umgebung oder der Himmel vom Fahrzeug reflektiert wird. Doch das ist gar nicht schlimm, gibt es doch verschiedene Methoden, wie man das entweder verhindern, oder sogar für sich nutzen kann.
Fangen wir mit dem Verhindern an: Am einfachsten ist es, wenn gar nichts in der Nähe des Autos steht, was überhaupt spiegeln kann. Wer also auf einem freien Feld oder einem großen Parkplatz fotografiert, wird vergleichsweise wenig Spiegelungen auf dem Lack haben. Mit dieser Methode ist die Auswahl an schönen Hintergründen natürlich sehr begrenzt, doch es ist eine gute Möglichkeit, sich an das Problem der Spiegelungen heranzutasten. Hat man trotzdem noch Reflexionen, kann ein Polfilter helfen. Dreht man diesen, werden Spiegelungen intensiver oder verschwinden immer mehr. Zwar kann auch der Filter nicht alles verhindern, doch kommt man damit ein gutes Stück weiter.
Wer Autos fotografiert und geschickt ist, kann aber auch die Spiegelungen für sich nutzen. Besonders wenn der Himmel voller Wolken ist, die immer wieder von blauem Himmel durchzogen werden, sieht die Reflexion auf dem Lack oft dramatisch aus. Auch Lichtquellen wie Straßenlaternen können tolle Spiegelungen geben und die Autofotos aufwerten.
#8 Mit der richtigen Nachbearbeitung alles aus den Auto-Fotos herausholen
Ist das Bild im Kasten, hört die Autofotografie noch nicht auf. Wer sich anschließend die Mühe durch eine gute Bearbeitung macht, kann noch mal einiges rausholen. Als erstes ist es sinnvoll, grobe Veränderungen an Helligkeit, Schärfe, Kontrast und Weißabgleich vorzunehmen – das geht am besten mit Adobe Lightroom. Auch der Ausschnitt sollte hier noch einmal geprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Wichtig ist, welche Stimmung das finale Foto haben soll. Davon hängt ab, ob die dunklen Stellen noch weiter abgedunkelt oder aufgehellt werden, wie viel Sättigung das Bild bekommt und ob es vielleicht sogar in Schwarz-Weiß dargestellt wird.
Im zweiten Schritt kommt Adobe Photoshop ins Spiel. Hier steht vor allem die Bearbeitung von einzelnen Teilbereichen des Fotos im Vordergrund. So lassen sich Flecken, Kratzer und ähnliches einfach durch die Stempel-Funktion kaschieren. Auch können störende Elemente, wie Personen im Hintergrund, digital entfernt werden. Ist das gelungen, kann das Foto noch weiter aufgewertet werden, beispielsweise durch das Einfügen eines Lens-Flairs. So entsteht nach und nach das perfekte Auto-Foto.
Bei der Autofotografie und deren Nachbearbeitung gibt es kein richtig oder falsch. Am Ende kommt es darauf an, dass das Bild dem Fotografen gefällt. Also einfach die verschiedenen Techniken einmal ausprobieren und schauen, was einem liegt und Spaß macht – dann werden die Fotos nach und nach professioneller und man lernt sich als Fotograf immer besser kennen.