Überall stoßen wir auf lohnende Objekte für die Architekturfotografie: Gigantische Wolkenkratzer, die schier unendlich in den Himmel ragen, alte Schlösser, in denen der Geist des Mittelalters noch zu spüren ist oder historische Villen, deren Fassaden den Betrachter in Staunen versetzt. Doch nicht nur diese ausgesuchten Filetstücke sind tolle Ziele für Architekturfotografen – überall in der Stadt warten Gebäude mit ganz eigenen Formen und Farben darauf, entdeckt zu werden. Zudem lebt die Architekturfotografie von vielen weiteren Bauwerken wie Brücken, Skulpturen oder Türmen. Entdecken Sie die Kunst, die Gebäuden inne steckt und lernen Sie, atemberaubende Aufnahmen davon zu schießen. Hier werden Sie zum Profi der Architekturfotografie.
Die wichtigsten Tipps und Tricks zur Architekturfotografie
1. Entscheidend ist die SchärfentiefeWenn man Gebäude fotografiert, ist es üblich, dem Betrachter seines Fotos kein Detail vorzuenthalten. Das heißt im Umkehrschluss, so viel Schärfe wie möglich ins Bild zu bringen. Wer kleine Blenden über 16 benutzt und den Fokuspunkt richtig setzt, sollte bei seiner Architekturfotografie kein Problem mit unscharfen Bereichen haben.
2. Stativ immer dabeiDie Architekturfotografie ist eine sehr entspannte Variante der Fotografie, bei der es zudem auf eine perfekte Komposition ankommt. Bei der Motivwahl kann man sich Zeit lassen und der Fotograf sollte viel Energie auf feinste Einstellungen verwenden. Um diese problemlos vornehmen zu können, hilft ein Stativ. Das ist außerdem sehr nützlich, um gelungene Nachtaufnahmen zu machen oder Fotos mit längerer Belichtungszeit, beispielsweise um sich bewegende Personen oder ein Gewässer vor einem Gebäude abzubilden.
3. Symmetrie beachtenSehr viel mehr als in anderen Fotografiearten spielt bei der Architekturfotografie die Symmetrie eine entscheidende Rolle. Das können parallel verlaufende Linien im Gemäuer sein oder das Spiegelbild eines Gebäudes in einem See. Wer auf die Symmetrie achtet und diese gekonnt bei seinen Aufnahmen einsetzt, hat den Bogen bei der Architekturfotografie schnell raus.
4. Schwarz-Weiß-AufnahmenViele Bilder von Gebäuden sehen in Farbe sehr gewöhnlich aus. Wandelt man sie jedoch in schwarz-weiß um, bekommen Sie einen ganz neuen Effekt. Das kann etwas bedrohliches sein oder das Bauwerk wirkt plötzlich sehr alt. Dazu bietet es sich bei der Architekturfotografie wunderbar an, etwas mit dem Kontrast zu spielen, um die dunklen Stellen hervorzuheben oder blasser zu machen.
5. Auge für DetailsGebäude kann man nicht nur in ihrer Ganzheit aufnehmen. Die Architekturfotografie lebt davon, auch kleinste Details abzulichten, beispielsweise das Auge eines Wasserspeiers. Wer auf solche Feinheiten achtet, lernt das Gebäude nicht nur sehr viel besser kennen, sondern begeistert auch diejenigen, welchen dieses Detail entgangen ist.
Die richtige Brennweite bei der Architekturfotografie
Die Architekturfotografie stellt ihre Fotografen vor die Herausforderung, oftmals sehr große Gebäude auf ein Foto zu bannen. Wer komplette Objekte ablichten möchte, braucht ein Objektiv mit sehr kleiner Brennweite. Oftmals sorgen die Kit-Varianten schon für gute Ergebnisse, da sie bei 18mm beginnen. Wer noch mehr möchte, muss auf Weitwinkel-Objektive zurückgreifen, die jedoch nicht besonders billig sind. Eine Alternative dazu stellt die Architekturfotografie von Gebäudeteilen dar. Ausschnitte oder sehr weit entfernte Bauwerke lassen sich optimal mit einer 50mm-Festbrennweite darstellen. Hierbei treten kaum Verzerrungen auf und das Objektiv sorgt für eine detailgetreue Darstellung. Als dritte Variante kommt das Tele in der Architekturfotografie zum Einsatz. Dies hilft dabei, kleinste Details an Gebäuden formatfüllend aufzunehmen, beispielsweise ein Wasserspeier des Kölner Doms oder eine Inschrift wie die am Deutschen Bundestag. Welches Objektiv letztlich das beste ist, muss jeder Fotograf selber entscheiden. Wer eine Zoom-Variante mitnimmt, die beispielsweise den gesamten Bereich von 18-200mm abdeckt, ist auf jeden Fall für die Architekturfotografie gut vorbereitet.
Die Uhrzeit ist entscheidend
Um ein Gebäude ansehnlich abzubilden, spielt das vorhandene Licht eine immense Rolle. Architekturfotografie lebt von den Schatten, welche auf den Fassaden tanzen und diese mysteriös und bezaubernd wirken lassen. Wenn die Sonne um 12 Uhr im Sommer am Zenit steht, ist von Schatten meist nicht viel zu sehen. Daher sind die Stunden für die Architekturfotografie perfekt, an denen die Sonne gerade auf oder unter geht und die Atmosphäre in einen angenehmen Rotton taucht. Während es aufgrund des niedrigen Sonnenstandes im Winter immer Schatten gibt, sollte man im Sommer ganz bewusst die Morgen- und Abendstunden für die Architekturfotografie nutzen. Wer es dann noch schafft, die Blaue Stunde einzufangen, bekommt faszinierende Aufnahmen.
Allgemein spielt der Himmel bei der Architekturfotografie eine entscheidende Rolle, der auf vielen Aufnahmen zu sehen sein wird. Wenn kräftige weiße Wolken über ein strahlendes Blau ziehen, ergibt dies den perfekten Hintergrund für die Gebäude. Auch bei schlechten Wetter sollte man nicht davor zurückschrecken, nach Draußen zu gehen und der Architekturfotografie freien Lauf zu lassen. Bedrohliche Gewitterwolken können so mancher Aufnahme das gewisse Extra geben, welches diese vollkommen werden lässt. Wer sich dagegen Nachts mit einem Stativ auf die Suche nach den besten Motiven macht, kann mit Langzeitbelichtungen wunderbare Sternenstreifen kreieren, die beispielsweise über einer Moschee nahezu mystisch aussehen.
Stürzende Linien – das große Problem der Architekturfotografie
Gerade bei sehr kleinen Brennweiten wird man oft das Problem haben, dass Linien, die in Wirklichkeit gerade sind, auf dem Foto plötzlich unrealistisch schräg sind. Das passiert vor allem bei Häuserwänden, großen Toren oder auch Aufnahmen von ganzen Skylines. Stürzende Linien entstehen in der Architekturfotografie vor allem dann, wenn der Fotograf zu nah am Objekt steht und im Vergleich zur Größe zu weit unten postiert ist. Mit diesem Wissen lassen sich diese Abbildungsfehler zumindest zu gewissen Teilen reduzieren. Wer also versucht, so weit wie möglich vom Gebäude entfernt zu stehen und es schafft, die Aufnahmeposition mittig zur Höhe des Objekts zu wählen, vermindert den Effekt enorm. Dazu sollte man versuchen, das Bauwerk mittig im Bild zu postieren und, wenn möglich, auf sehr kleine Brennweiten unter 18mm zu verzichten. Wer bei seiner Architekturfotografie trotzdem stürzende Linien bekommt, hat zwei Möglichkeiten:
1. Er kauft sich ein Tilt-Shift-Objektiv. Dies ermöglicht bereits vor der Aufnahme eine Korrektur der Verzerrung und sorgt für grade Linien. Jedoch sind die Preise für solche Gläser unverhältnismäßig hoch und eine Anschaffung lohnt sich nur für den, der intensiv Architekturfotografie betreiben möchte.
2. Berichtigung am Computer. Auch Hersteller von Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop haben dieses Problem erkannt und bieten Funktionen an, mit denen sich die schiefen Linien wieder gerade rücken lassen. Das Ergebnis kann sich meist sehen lassen und retten die Architekturfotografie, doch ist der Zeitaufwand erheblich höher als beim Tilt-Shift-Objektiv.
Spiegelungen gewinnbringend nutzen
Wer bei seiner Architekturfotografie der Aufnahme das gewisse Etwas mitgeben möchte, sollte bei der Auswahl des Motivs auf Spiegelungen achten. Diese machen das Bild dynamisch und können Symmetrie in die Aufnahme hineinbringen. Besonders gut eignen sich große Fensterfronten, in denen sich der blaue Himmel und bestenfalls einige Wolken spiegeln. Dies ergibt ein viel spannenderes Bild als lediglich blasse Fensterscheiben. Auch Wasseroberflächen sollten bei der Architekturfotografie nicht außer Acht gelassen werden. Steht ein historisches Schloss an einem See, bietet sich nichts besser an, als die Spiegelung des Gebäudes im Wasser mit in die Aufnahme zu integrieren. So hat man die ansehnliche Fassade des Bauwerks gleich zwei Mal im Bild und schafft durch die Symmetrie eine Aufnahme, die gleich den Blick des Betrachters bindet.
Um überhaupt solche Spiegelungen im Foto sichtbar zu machen, hilft ein Pol-Filter. Dieser entfernt nicht nur Reflexionen, sondern kann sie auch gezielt provozieren. Dabei dreht man den Ring am Filter so lange, bis er die gewünschte Spiegelung erzeugt.
Fassaden sind lohnende Motive für Architekturfotografie
Architekturfotografie heißt nicht nur, ganze Gebäude ästhetisch abzubilden – man kann genauso gut auch einzelne Teile von Bauwerken als Motiv auswählen. Besonders gut eigenen sich dabei Fassaden, die es in vielen verschiedenen Ausführungen gibt. Dabei unterscheiden sich nicht nur die Materialien – von Holz über Stein bis hin zu Beton. Auch die Formen und vor allem in die Fassade eingearbeitete Objekte sind lohnende Motive für die Architekturfotografie. Halten Sie Ausschau nach ungewöhnlichen Fenster, Türen oder Vorsprüngen, die sich optimal in gelungene Konzeptionen integrieren lassen.
Wer den Fokus seiner Architekturfotografie auf die Wände legt, hat verschiedene Möglichkeiten, diese zu fotografieren. Zum einen spielt der Blickwinkel eine entscheidende Rolle. Wird das Motiv frontal aufgenommen, wirkt es sehr statisch, seitlich dagegen viel dynamischer. Zudem wirkt sich die Position des Fotografen auf die Wirkung des Bildes aus. Steht man, wie nahezu jeder Passant, auf der Straße und schießt in die Höhe, ist der Blickwinkel recht gewöhnlich. Wer dagegen versucht, von einem höher gelegenen Gebäude eine gute Position zu erhaschen, kann mit seinen Aufnahmen durchaus überraschen.
Die perfekte Komposition – unerlässlich bei Architekturfotografie
Vor allem in der Architekturfotografie sollte man besonders gut auf eine gelungene Komposition achten. Das ist in der Regel gar nicht so schwierig, denn Gebäude weisen eine Fülle von Hilfslinien auf, an denen der Fotograf sich orientieren kann. Besonders beliebt sind Fugen im Gemäuer, beispielsweise die weißen Linien zwischen roten Backsteinen. Wer neben dem Bauwerk auch die Umgebung mit einfließen lässt, sollte diese ebenfalls für die Konzeption nutzen. Gibt es vielleicht einen geschwungenen Weg, der zur Eingangstüre führt? Dann ist das die erste perfekte Führungslinie, welche den Blick des Betrachters zum Haus leitet.
Auch andere Aspekte der Konzeption sind bei der Architekturfotografie zu beachten. Generell sollte es vermieden werden, markante Objekte wie auffällig Fenster oder Türen in der Bildmitte zu postieren. Diese sollten viel mehr gemäß der Drittregel angeordnet werden. Wenn es sich anbietet, füllen Sie sowohl den Vorder- wie Mittel- und Hintergrund der Aufnahme mit verschiedenen Blickfängen – dann ist Ihre Architekturfotografie sehr viel interessanter für den Betrachter und bietet mehrere spannende Dinge, die es zu entdecken gilt.
Bewegungen lockern die Architekturfotografie auf
Die Fotografie von Gebäuden gilt in der Regel als sehr statisch. Das Bild besticht durch seine Komposition und möglicherweise auch durch einen interessanten Blickwinkel, doch Bewegungen sind meist keine zu sehen. Das muss in der Architekturfotografie aber nicht sein. Wer ein bisschen Mut und Experimentierfreude mitbringt, kann ruhig versuchen, Bewegungen zu integrieren und so die Starrheit aufzubrechen. Dabei sollte der ruhige Anteil im Bild trotzdem dominieren, da es sonst keine Architekturfotografie, sondern Aktionfotografie wäre. Besonders gut lassen sich Passanten einbauen, die am Motiv vorbei gehen. Längere Belichtungszeiten von mindestens 1/5 Sek. sorgen dafür, dass deren Umrisse verschwimmen und der Betrachter deutlich eine Bewegung erkennt. Fahrradfahrer oder Autos sind ebenfalls gute Accessoires bei der Architekturfotografie, wobei immer darauf geachtet werden sollte, dass das Fahrzeug und das Gebäude zueinander passen. Wer es schafft, einen Oldtimer vor einem historischen Schloss verschwimmen zu lassen oder einen fahrenden Sportwagen abzulichten, der sich in einer modernen Fassade spiegelt, der hat diesen Punkt erfolgreich umgesetzt.