Das Feld der Langzeitbelichtung und Nachtfotografie ist eine ganz eigene Herangehensweise an die Fotografie. Sie birgt viele Möglichkeiten, ist in der Umsetzung aber gar nicht so einfach. Gut, dass es Experten wie Ronny Ritschel gibt, der seinen Lesern das Thema auf über 250 Seiten mit vielen tollen Illustrationen näher bringt.
Bleibt der Kameraverschluss lange offen, liegt das meist an zu wenig Umgebungslicht. Langzeitbelichtungen können aber, wenn sie gekonnt eingesetzt werden, ein tolles stilistisches Mittel sein, mit dem bemerkenswerte Aufnahmen gelingen. Wie genau das geht, zeigt der Hamburger Fotograf Ronny Ritschel in seinem umfangreichen Werk „Langzeitbelichtung und Nachtfotografie“.
So ist das Buch aufgebaut
Damit auch Fotoanfänger gleich die Vorteile der Langzeitbelichtung erfahren können, fängt der Autor quasi bei null an. Ausführlich erklärt er zuerst die Ausrüstung, die für diese Fotografieform notwendig ist. Dabei geht er genauso auf das Stativ wie auch den Fernauslöser ein. Ein umfangreiches Kapitel wird auch dem Graufilter und seinen verschiedenen Varianten gewidmet. Das ist auch wichtig, denn wer sich bereits einmal in der Langzeitbelichtung versucht hat, wird ohne dieses Hilfsmittel schnell aufgeschmissen sein. Im nächsten Kapitel erläutert Ronny Ritschel die Kameraeinstellungen und geht dabei unter anderem den Fragen nach, ob man lieber in RAW oder JPEG schießen sollte und warum die Spiegelvorauslösung so wichtig ist. Dann wird es richtig spannend. In Kapitel 5 und 6 wird der Aufnahmeprozess einer Langzeitbelichtung thematisiert. Welcher ISO-Bereich ist sinnvoll und wie wird die Belichtungszeit richtig ermittelt? Hier gibt der Autor auch Antworten darauf, welche Motive sinnvoll sind und worauf bei der Auswahl zu achten ist.
Die Nachtfotografie als eigenes Thema
Langzeitbelichtungen funktionieren sowohl bei Tag wie auch bei Nacht. Ist es noch hell, bieten sich dem Fotografen jedoch viel mehr Möglichkeiten bei der Motivwahl. Nachts zu fotografieren ist dagegen schon schwieriger. Deshalb widmet Ronny Ritschel diesem Thema auch alleine über 50 Seiten. Hier erfährt der Leser, wie er eine Fototour in der Nacht richtig plant und welche Phasen der Dunkelheit für welche Fotos gut sind. Spannende Tricks warten hier vor allem in Kapitel 8. Neben einem eigenen Beitrag zur richtigen Fokussierung werden auch die verschiedenen Aufnahmemodi und die Benutzung des Histogramms für die Nachtaufnahmen angesprochen. Da es bei dieser Fotografieart auch schnell zu einem Bildrauschen kommen kann, geht Ritschel auch ausführlich auf diese Thematik ein.
Ein ganzes Kapitel zur Bildbearbeitung
Eine Aufnahme mit Langzeitbelichtung kommt selten perfekt aus der Kamera. Etwas Nachbearbeitung kann da nicht schaden und das Foto immens verbessern. In diesem umfangreichen Kapitel lässt sich der Autor in seine Karten schauen und verrät, wie er selbst die tollen Beispielaufnahmen bearbeitet. Dabei richtet sich dieses Kapitel nicht nur an Benutzer von Lightroom, sondern auch an Fotografen, die lieber mit Photoshop arbeiten. Um einmal den Unterschied zwischen diesen beiden Programmen zu sehen, vergleicht Ronny Ritschel in einem Abschnitt die Resultate und zeigt erstaunliche Unterschiede. Ganz detailliert geht er auf die einzelnen Werkzeuge dieser beiden Programme ein und zeigt dabei nicht nur, welchen Effekt eine Umwandlung in Schwarz-Weiß hat, sondern auch verschiedenste Wege der Farbbearbeitung.
– Verlag: mitp
– Auflage: 1. Auflage (2013)
– Seitenanzahl: 264 Seiten
– ISBN-13: 978-3826692109
– Sprache: Deutsch
Über den Autor
Seine ersten fotografischen Gehversuche machte Ronny Ritschel 2006, damals noch mit einer analogen Nikon F3 HP. Bis heute hat der professionelle Langzeitbelichter seinen ganz eigenen Stil gefunden und ist auf der ganzen Welt auf der Suche nach Motiven. Für dieses Buch war der Autor nicht nur in Deutschland unterwegs, sondern auch in England, Dubai, den Vereinigten Staaten und Kanada. Immer wieder kann der Leser bei der Lektüre die Verbundenheit von Ritschels mit seinem ganz eigenen Fotografiestil bemerken und hat das Glück, daran teilhaben zu dürfen. Heute ist der Autor gefragter Gesprächspartner und Verfasser von diversen Fachartikeln über die Fotografie.
Unser Fazit
Wer sich einmal mit dem Thema der Langzeitbelichtung auseinandersetzen möchte, wird an diesem Werk wohl kaum vorbeikommen. Es zeigt in leicht verständlichen aber gleichzeitig hoch spannenden Kapiteln die große Welt der Nacht- und Langzeitbelichtung und vermag, den Leser für den ganz eigenen Stil des Autors zu begeistern. Besonders hervorzuheben ist auch die umfangreiche Thematisierung der Nachbearbeitung, wobei uns vor allem der Vergleich zwischen Photoshop und Lightroom gut gefallen hat.