Update: Dezember 2022
Viele Fotografen setzen sich früher oder später auch mit dem Thema der Bildbearbeitung auseinander. Dabei gibt es meist zwei verschiedene Lager, die sich oft kritisch gegenüber stehen. Die einen setzen auf völlig unbearbeitete Aufnahmen und sind der Nachbearbeitung eher negativ gegenüber eingestellt. Die anderen verbringen oft Stunden damit, ein Bild hinterher aufwändig nachzubearbeiten, Korrekturen vorzunehmen und das Bild hinterher ganz anders aussehen zu lassen als das Ursprungsfoto. Wer sich für letztere Position entscheidet, steht schnell vor einer schier unübersichtlichen Auswahl an Bildbearbeitungsprogrammen.
Nahezu alle Kamerahersteller bieten selbst eine eigene Software an und daneben gibt es zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Fremdanbieter. Um hier eine Orientierung zu geben, werden die drei bekanntesten Bildbearbeitungsprogramme mit ihren Stärken und Schwächen vorgestellt und verglichen: Das kostenlose GIMP 2 und die beiden beliebten Adobe-Programme Lightroom und Photoshop.
Bilder bearbeiten mit GIMP 2
Wer sich zum ersten Mal in die Welt der Bildbearbeitung begibt und dafür ein Programm sucht, ist mit dem kostenlosen GIMP 2 gut beraten. Hierbei handelt es sich quasi um eine abgespeckte Kopie von Photoshop, die Benutzern aber hervorragend zeigt, wie solche Programme arbeiten. Für die meisten Anfänger ist das hier verwendete Ebenensystem sehr kompliziert und es braucht eine Weile, bis man hier durchgestiegen ist. Nichtsdestotrotz bietet GIMP 2 viele nützliche Tools, die ein Bild enorm verbessern können. Das Programm leistet nicht nur die grobe Bildbearbeitung mit der Veränderung von Kontrast, Helligkeit und Farbwerten – es gibt auch verschiedene Ausschneidwerkzeuge wie das Lasso oder die Auswahl einer bestimmten Farbe im Bild. Daneben punktet GIMP 2 mit einem Kopierstempel, der beispielsweise kleine Hautunebenheiten gänzlich verschwinden lässt. Auch ein Wischfinger zum Anpassen von Übergängen ist mit dabei.
– Herausgeber: Gimp
– Speicherplatz: etwa 1 GB
– Neuste Version: 2.10.32
– Systemvoraussetzungen: 4 GB RAM, Windows 7 oder neuer, externe Grafikkarte
– Sprache: Deutsch
Letztlich ist GIMP 2 ein sehr umfangreiches Bildbearbeitungsprogramm, das auch von Anfängern schnell verstanden werden kann. Zur Hilfe gibt es bei Youtube zahlreiche Videos, die eine Einführung geben. Richtig spannend wird es aber erst, wenn man die Ebenen-Funktion zu nutzen versteht. Dann ist auch das Kombinieren von zwei Bildern oder das Einfügen bestimmter Bereiche eines anderen Bildes kein Problem mehr.
Vollständige Bildbearbeitung mit Lightroom
Das Bildbearbeitungsprogramm Lightroom von Adobe unterscheidet sich enorm von den beiden anderen hier vorgestellten Softwares, denn es bearbeitet das Bild als Ganzes und geht sehr viel weniger auf einzelne Bereiche eines Fotos ein. Mit Lightroom lassen sich beispielsweise punktgenau Lichter- und Schattenbereiche eines Bildes anpassen und gezielt Farbkorrekturen vornehmen – aber wie gesagt, immer direkt am ganzen Bild. So erzielt man in kurzer Zeit beeindruckende Ergebnisse und hält sich nicht mit der Bearbeitung einzelner Pixel auf. Besonders nützlich bei diesem Bildbearbeitungsprogramm ist auch die Objektivkorrektur. Jede Linse hat ihre ganz eigene Beschaffenheit und kommt in der Regel mit kleinen Abweichungen beispielsweise im Bereich der Abbarationen daher. Lightroom hat für die meisten der auf dem Markt verfügbaren Objektive diese Fehler gespeichert, erkennt automatisch die verwendete Version und nimmt auf Wunsch die Korrektur vor. Wer häufig mit ganz bestimmten Einstellungen arbeitet, kann sich diese Speichern und mit einem Klick auf alle Bilder anwenden oder eins der zahlreichen Presets nutzen, welche voreingestellt sind und mitunter tolle Effekte auf das Bild zaubern.
– Herausgeber: Adobe
– Speicherplatz: etwa 10 GB
– Neuste Version: v 12.1
– Systemvoraussetzungen: 8 GB RAM, Intel®- oder AMD-Prozessor mit 64-Bit- und SSE 4.2-Unterstützung mit mind. 2 GHz, Windows 10 oder neuer bzw. Mac OS X Version 11.0 oder höher, Grafikkarte mit mind. 2 GB VRAM
– Sprache: Deutsch
Neben diesen vielen Funktionen der direkten Bildbearbeitung kommt Lightroom aber auch als Fotoarchiv daher. Über das Programm können Fotografen ihre gesamten Fotos abspeichern, sortieren und verschlagworten. Vor allem bei großen Datenmengen ist das besonders hilfreich und wird von vielen Profis genutzt. Auch wird bei der Bearbeitung immer nur eine Kopie des Bildes bearbeitet, sodass die Originaldatei nicht angerührt wird. Insgesamt ist Lightroom vor allem für Landschafts- und Architekturfotografen zu empfehlen, die nicht pixelgenau arbeiten wollen. Aber auch für Portrait- und andere Fotografen hält die Bildbearbeitunssoftware tolle Funktionen bereit, die eine Anschaffung durchaus rechtfertigen. Besonders die Archivierungsfunktion ist ein Hilfsmittel, das den Arbeitsalltag stark vereinfacht und viele Fotografen nicht mehr missen wollen.
Adobes Flagschiff: Photoshop
Wer über Bildbearbeitungsprogramme spricht, kommt nicht an Adobe Photoshop vorbei. Die Software gilt seit vielen Jahren als Inbegriff der Bildbearbeitung und gehört bei vielen Fotografen zum Standardrepertoire. Dabei punktet das Programm vor allem mit seinem riesigen Leistungsumfang und der einfachen Kombinierbarkeit mit anderen Tools von Adobe. Beispielsweise lassen sich Fotos ganz einfach von Lightroom zu Photoshop überstellen, dort dann das Finetuning vornehmen und zurück geht es an Lightroom. Ebenso wie GIMP 2 arbeitet die kostenpflichtige Version von Adobe mit einem Ebenensystem, das zunächst verstanden und gelernt werden will. Wer aber einmal die komplexen Anwendungsmöglichkeiten erforscht und verinnerlicht hat, dem stehen mit Photoshop alle Türen offen. Das Programm ermöglicht es, pixelgenaue Veränderungen an einem Bild vorzunehmen und Effekte aller Art zu integrieren. Oft erkennt man Aufnahmen nach der Bearbeitung mit Photoshop gar nicht mehr wieder – was durchaus gewollt sein kann. Flexibel lassen sich auch Bilder kombinieren und vor allem in der Fashionfotografie gibt es kaum ein besseres Tool, um die Models noch frischer und makelloser aussehen zu lassen.
– Herausgeber: Adobe
– Speicherplatz: etwa 4 GB
– Neuste Version: 24.1
– Systemvoraussetzungen: 8 GB RAM,Intel Mehrkern- oder AMD-Prozessor, Windows 10 oder neuer bzw. Mac OS X Version 11.0 oder höher, Grafikkarte mit mind. 4 GB GPU
– Sprache: Deutsch
Anders als Gimp gibt es die Software ausschließlich als Abo-Version. Das ist aber nicht unbedingt schlecht, denn vor einigen Jahren kostete Photoshop noch über 1000 Euro. Vorteil der Abo-Version ist, dass die Updates inklusive sind und man immer die neuste Version hat. Im Paket mit Lightroom liegt der Preis bei 11,89 Euro pro Monat.
Welches Bildbearbeitungsprogramm lohnt sich? – Unsere Empfehlung
Wer gerne in die Welt der Bildbearbeitung einsteigen möchte und das optimale Programm für sich sucht, sollte erst einmal überlegen, was er genau machen möchte. Wer Bilder im Ganzen bearbeiten möchte, ist mit Lightroom ab besten bedient. Pixelgenaue Arbeiten sind dagegen nur mit GIMP 2 und Photoshop möglich. Wir empfehlen, erst einmal die verschiedenen Softwares auszuprobieren – bei Gimp natürlich kostenlos und bei Lightroom und Photoshop im Rahmen eines kostenlosen Probemonats. So bekommt man schnell ein Gefühl dafür, ob das Arbeiten mit solch einem Programm einem überhaupt Spaß macht und man vor allem mit dem komplizierten Ebenensystem zurechtkommt.
Ist man sich dann sicher, dass die Bildbearbeitung den eigenen Wünschen entspricht, ist eine Kombination aus Lightroom und Photoshop am sinnvollsten. Die beiden Programme sind zwar nicht umsonst, aber ihr Mehrwert ist enorm. In Lightroom kann jeder Fotograf seine Bilder Archivieren und übersichtlich sammeln. Dazu können erste Veränderungen am gesamten Bild vorgenommen werden, die schon einiges bewirken. Mit Photoshop steht dann vor allem Portraitfotografen ein mächtiges Werkzeug zur Seite, mit dem das Optimum aus jeder Aufnahme herausgekitzelt werden kann. Wer auf das beschriebene Kombi-Abo von Adobe zurückgreift, bekommt die beiden Programme für einen überschaubaren Preis.